Swayanbunath
Swayanbunath

7. Tag 23.10.1993

Dakshinkali / Kirtipur / Swayanbunath

Irgend etwas musste mit dem Essen im Hotel nicht gestimmt haben.

Oder sollte irgend etwas mit den Kokosmakronen gestern nicht okay gewesen sein?

Heute hatte ich nämlich einige Probleme mit dem Magen.

Aber auch einige andere hatte es erneut erwischt.

Ein Löffel Heilerde und ein Underberg zum Frühstück machten alles wieder etwas erträglicher.

Zuerst ging es heute nach Dakshinkali.

Wir verließen Kathmandu in südlicher Richtung.

Je weiter wir uns von der Stadt entfernten, desto enger und schlechter wurde die Straße.

Zeitweise war hier nur Platz für ein Fahrzeug. Die Gegend ist etwas hügelig und in den Serpentinen müssen die Fahrer schon ganz schöne Kunststücke vollbringen um ohne Kratzer aneinander vorbei zu kommen.

Die Landschaft war sehr reizvoll. Ein Blick in die Täler mit ihren terrassenförmig angelegten Feldern lädt zum Verweilen ein.

Aber hierzu war keine Zeit. Unser Ziel hieß Dakshinkali.

Diese Tempelanlage ist der Kali des Südens geweiht.

Kali ist die Göttin der Zerstörung und wird hier in diesem Tempel als eine, auf einem männlichen Wesen herumtrampelnde Figur dargestellt.

Der Tempel liegt in einer Schlucht am Zusammenfluss zweier Flüsse.

Dakshikali
Dakshikali

Hier werden ziemlich blutige Opferrituale zelebriert, die nicht jedermanns Sache sind.

Einige von uns konnten es nicht lassen und reihten sich in die Menscheschlange ein, die zum Tempel hinunter steigt.

Andere gingen nicht mit und sahen sich das bunte Treiben auf der Zufahrtsstraße an.

Nachdem alle der Schlucht wieder entstiegen waren (es sollen auch heute noch ab und zu Menschenopfer dargebracht werden) machten wir uns auf den Rückweg

Richtung Kathmandu.

Warteschlange, um Kali ein Opfer zu bringen © by C. Lienert
Warteschlange, um Kali ein Opfer zu bringen © by C. Lienert

Ca. 9 km vor Kathmandu verließen wir die (Haupt-) Straße in westlicher Richtung und erreichten Kirtipur.

Kirtipur liegt auf einem kleinen Plateau zwischen zwei Hügeln.

Bagh Bhairav Tempel, Kirtipur
Bagh Bhairav Tempel, Kirtipur

Es ist ein kleiner Ort, in dem die Zeit stillzustehen scheint.

Früher hatte Kirtipur einmal eine strategisch wichtige Bedeutung.

Während einer Belagerung durch die Gurkhas im 16. Jahrhundert leisteten die damaligen Bewohner erbitterten Wiederstand.

Nachdem sie jedoch von den Gurkhas besiegt waren schnitten diese den Männern die Nasen ab, um ein Exempel zu statuieren.

Seither hat diese Gegend auch den Beinamen "Tal der Nasenlosen“.

Unterhalb des Ortes verließen wir den Bus. Wir wurden sofort von einigen jungen Leuten umringt, die uns hinauf in den Ort begleiteten.

Morgentoilette
Morgentoilette

Jeder versuchte ein Gespräch zu beginnen und Informationen loszuwerden.

Unterwegs bekamen wir mit, wie einem Ochsen der Kopf abgeschlagen wurde und ein Stück weiter am Straßenrand wusch sich eine junge Frau die Haare.

An einem Geschäft machten halt, um kalte Getränke zu kaufen.

Sofort war eine Kinderschar um uns herum. Mit großen Augen schauten sie uns an, ob wir nicht etwas zu verschenken hätten.

Wir blasen einige Luftballons auf und lassen sie fliegen.

Schön, dass man den Kindern hier mit solchen Kleinigkeiten noch eine Freude machen kann.

Kinder, Kirtipur
Kinder, Kirtipur

Nachdem wir uns etwas erfrischt hatten gingen wir weiter zum höchsten Punkt des Ortes.

Hier steht ein kleiner Stupa.

Auf seinem quadratischen Sockel spielen Kinder, und lassen ihre Papierdrachen fliegen.

Zurück ging es durch die engen Gassen des Ortes zum Bus.

Chilancho Mahabihar, Kirtipur
Chilancho Mahabihar, Kirtipur
Chilancho Mahabihar
Chilancho Mahabihar

Wir fuhren zurück nach Kathmandu um unser Mittagessen zu uns zu nehmen.

Heute blieb jedem selbst überlassen wo er essen geht und so bildeten sich kleine Gruppen.

Wir fanden mit einigen Leuten eine Bäckerei an die sich ein Gartenlokal anschloss.

Hier bekamen wir eine Kleinigkeit zu essen.

Die Samosas (dreieckige Teigtaschen aus Weizenmehl, die mit gekochten oder gegarten Speisen gefüllt sind) waren ganz vorzüglich.

So gestärkt ging es zum letzten Sightseeing des heutigen Tages, Swayanbunath.

Swayanbunath
Swayanbunath

Ca. 2 km westlich von Kathmandu befindet sich das Wahrzeichen der Stadt, der Stupa von Swayanbunath.

Die diesen heiligen Ort bevölkernde Affenhorde hat ihm auch den Namen "Affentempel" eingetragen.

Es gibt zwei Möglichkeiten, diesen auf einem Hügel liegenden, weithin sichtbaren Stupa zu erreichen.

Von der Ostseite kann man über eine lange Treppe zu ihm hinaufsteigen.

Oder man fährt mit dem Auto oder dem Bus hinten den Hügel hinauf und geht nur das letzte Stück zu Fuß.

Wir haben uns für den bequemeren Weg entschieden.

Der Eingang zum Tempelbereich wird von überdimensionalen, bunten Buddha- Figuren eingerahmt.

Swayanbunath
Swayanbunath

Nach einigen Schritten erreicht man einen großen Platz mit einer Vielzahl von Schreinen, Chaityas (kleinen Stupas) und den Stupa selbst.

Er ist von fünf Dhyani-Buddhas sowie einer Menge Gebetsmühlen umgeben.

Wir standen nun an einem der heiligsten Orte im Kathmandu-Tal, dessen Ursprung sich bis auf das

Jahr 1129 n.Chr. zurückverfolgen lässt.

Angeblich soll hier jedoch bereits im 5. Jahrhundert ein Heiligtum gestanden haben.

 

Von hier oben hatten wir einen herrlichen Ausblick über das Kathmandu-Valley.

Auf dem Rückweg zum Bus kamen uns einige buddhistische Mönche entgegen um hier oben zu beten.

Nun ging es zurück zum Hotel.

Wir trafen noch einmal auf die zweite Reisegruppe, die mit dem Rückflug von Pokhara mehr Glück hatte und von der Aussicht aus dem Flugzeug auf das Himalaya-Gebirge

schwärmte.

Ein letztes Abendessen und eine letzte Nacht in Nepal.