Palast der Winde
Palast der Winde

12. Tag 28.10.1993

Agra / Jaipur

Heute machten wir uns am frühen Morgen auf den Weg, um mit dem Bus nach Jaipur zu fahren.

Nachdem wir gut gefrühstückt und unserem heutigen Geburtstagskind gratuliert hatten, ging es los.

Nach ca. 40 km erreichten wir Fatehpur Sikri, die verlassene Stadt.

Um diese Stadt rankt sich folgende Legende:

Kaiser Akbar bat bei dem hier lebenden Moslemheiligen Salin Chisti um die Geburt eines Sohnes.

Der Heilige opferte seinen eigenen Sohn, damit die Seele des Kindes in Akbars Hindu-Frau wiedergeboren werden könne.

Mariam-uz-Zamani gebar tatsächlich eine Sohn und aus Dankbarkeit ließ Akbar 1569 an diesem Ort eine Stadt errichten.

Die Stadt wuchs sehr schnell und nach 16 Jahren versiegten ihre Quellen.

Sie wurde wegen des Wassermangels aufgegeben und Akbar kehrte nach Agra zurück.

Heute ist nur noch ein Außenbezirk der ehemaligen Stadt bewohnt und man kann durch die Stadt schlendern, wie sie vor 400 Jahren erbaut wurde.

Nach einem kurzen Aufenthalt hier fuhren wir weiter Richtung Jaipur.

Wir verlassen jetzt den Bundesstaat Uttar Pradesh. Ein Schlagbaum mitten auf offener Straße, an dem der Busfahrer seine Papiere vorweisen muss, kennzeichnet die Grenze zu Rajasthan.

Unseren nächsten Stopp hatten wir am Bharatpur Bird Sanctuary, einem ehemaligen Entenjagdgebiet der hiesigen Herrscher.

Heute ist dieses Areal in ein Vogelschutzgebiet umfunktioniert.

Am Eingang des Parks belegten wir mit jeweils zwei Personen eine Rikscha und ließen uns anschließend durch den Park fahren.

Bei strahlendem Sonnenschein war es hier richtig erholsam.

Auf unserem weiteren Weg nach Jaipur machten wir noch einmal an einer Raststätte halt um etwas zu essen.

Die Qualität der Speisen ließ jedoch sehr zu wünschen übrig.

In Jaipur angekommen ging es nicht, wie sonst üblich, erst einmal zum Hotel, sondern wir begannen gleich mit den Besichtigungen.

Vorbei an rosaroten Gebäuden (die Farbe wurde erstmals aufgetragen als Prinz Albert 1883 die Stadt besuchte) fuhren wir zum Observatorium Jantar Mantar.

In dieser im 18. Jahrhundert von Jai Singh II unter freiem

Himmel erbauten Anlage konnten wir viele Instrumente zur Zeitmessung bestaunen, deren Genauigkeit verblüffend ist.

Hier fanden wir ebenfalls Vorrichtungen, mit denen der Lauf der Sterne beobachtet wurde.

Nach dem Observatorium besuchten wir den City-Palace, die Residenz der Maharaja Familie.

Ein Teil ist für Besucher geöffnet, der andere Teil wird noch heute von der Familie bewohnt.

Durch die Erlaubnis zur Besichtigung verdient sich die Maharaja-Familie ein kleines Zubrot.

Gloria von Thum und Taxis war auch schon einmal mit ihrem Mann Gast des Maharajas.

Bedienstete vor dem Maharadja Palast, Jaipur © C, Lienert
Bedienstete vor dem Maharadja Palast, Jaipur © C, Lienert

Die Bediensteten hier, jeder in weiß gekleidet und mit einem roten Turban auf dem Kopf stellen sich gern für Fotos zur Verfügung um sich auch eine Kleinigkeit nebenbei zu verdienen.

Wir besichtigten eine Ausstellung mit Gewändern aus Seide, die jedoch wegen der schlechten Lichtverhältnisse nicht sehr wirksam war.

Auch alte Waffen konnten besichtigt werden.

In einer der Audienzhallen konnten wir zwei mannshohe Silbergefäße sehen, die Maharaja Sawai Madho Singh II 1902 mit zu einem Staatsbesuch nach England nahm.

Er hatte die Gefäße mit Ganges-Wasser füllen lassen, um sich nicht mit dem "unreinen" englischen Wasser waschen zu müssen.

Nach einem Rundgang durch ein weiteres Gebäude des Palastes, in dem wir ein Bild des letzten Maharajas sehen können verließen wir den Palast.

Wir fuhren zu Textile Mahal auf der Amber Road, einem Geschäft wo Teppiche und sonstige Textilien angeboten

werden.

Zuerst wurde uns vorgeführt, wie die verschiedenen Stoffe bedruckt werden.

Danach ging es weiter in die Verkaufsräume, wo uns zuerst einmal Teppiche

gezeigt wurden.

Im Nebenraum wurden dann Stoffe und Kleidungsstücke angeboten.

Kleider wurden anprobiert, aber passten nicht. Leider!

Einige ließen sich aus vorher ausgesuchten Stoffen Hemden nähen, die wir am nächsten Tag abholen sollten.

Da mehrere an einem Sari interessiert waren, konnten wir einen akzeptablen Preis aushandeln und wurden handelseinig.

Dann ging es zum Hotel.

Der Tag war anstrengend und wir waren lang auf den Beinen.

Die Einfahrt zum Jaipur-Palace-Hotel war sehr eng und der Busfahrer musste einige Anläufe nehmen, bis er es endlich schaffte, den großen Bus hier hindurch zu bekommen.

Kofferanhänger Jaipur Palace Hotel
Kofferanhänger Jaipur Palace Hotel

Das Hotel war ganz große Sch.... !

Zwar wurden wir auch hier mit Blumenkränzen und einem Drink begrüßt, aber:

Die Zimmer waren dunkel und muffig. Das Essen war miserabel. Und der Service war eine Katastrophe.

Da wurden einem schon Geschirr und Besteck vom Tisch geräumt, während man am letzten Bissen kaut.

In einem so schlechten Hotel habe ich noch nie vorher gewohnt.

13. Tag 29.10.1993

Jaipur / Delhi

Palast der Winde, Jaipur
Palast der Winde, Jaipur

Das Frühstück war miserabel und verdient keine weitere Erwähnung.

Wir machten uns auf den Weg zum Palast der Winde, Hawq Mahal.

Dieser wurde 1799 von Maharaja Sawai Pratap Singh erbaut und diente nur einem Zweck:

Die Hofdamen sollten durch die Gitterfenster das Leben in den Straßen beobachten können ohne selbst gesehen zu werden.

Ich muss sagen, dass ich mir mehr von diesem Anblick versprochen hatte und ein wenig enttäuscht war.

Palast der Winde, Jaipur © C.Lienert
Palast der Winde, Jaipur © C.Lienert
Palast der Winde, Jaipur © C. Lienert
Palast der Winde, Jaipur © C. Lienert

Wir fuhren noch einmal zu Textile Mahal, dem Geschäft, dass wir bereits gestern besucht haben und holten die in Auftrag gegebenen Hemden ab.

Dann verließen wir Jaipur und fuhren weiter nach Fort Amber.

Fort Amber
Fort Amber

Amber war vor Jaipur ca. 600 Jahre lang Hauptstadt des Rajputen-Reiches.

Der Palast liegt nordöstlich von Jaipur. Er wurde Anfang des 17. Jahrhunderts von Maharaja Man Singh erbaut.

Er liegt auf einer Anhöhe und ist weithin zu sehen.

Wir legten den Weg hinauf auf einem Elefanten zurück.

Von hier oben hatten wir einen schönen Blick auf die umliegende Landschaft.

Wir besichtigten noch einen Teil des Palastes und machten uns dann auf den Weg

nach Delhi.

Auch heute machten wir wieder an einer Raststätte halt, aber schlechtes Essen scheint in diesen, an den Hauptstraßen liegenden Lokalen an der Tagesordnung zu sein.

Weiter Richtung Delhi hielten wir noch einmal und einige kauften sich eine Flasche indischen Rums mit Namen "Old Monk".

Wir passierten noch einmal einen Schlagbaum der die Grenze zwischen Rajasthan und Haryana markiert und trafen am späten Nachmittag in Delhi ein.

Hier verbrachten wir im Hotel Vasant Continental unsere letzte Nacht auf indischem Boden.

Die Teppiche, die wir bereits am ersten Tag hier bei Cottage Industries Exposition Ltd. gekauft hatten, wurden ins

Hotel gebracht, damit wir sie im Handgepäck mitnehmen konnten.

Wir hofften, der deutsche Zoll möge uns keine Schwierigkeiten bereiten.

Dann ließen wir den Tag ruhig ausklingen.