Sonnenaufgang Varanasi
Sonnenaufgang Varanasi

8. Tag 24.10.1993

Varanasi

Endlich die Landung in Varanasi.

Und wieder diese umständlichen Einreiseformalitäten.

Aufkleber des Taj Ganges Hotels
Aufkleber des Taj Ganges Hotels

Wir waren froh, dass die nächsten Flüge nur noch Inlandsflüge waren und ein Teil dieser fast schon schikanösen Handhabungen uns dann nicht mehr betreffen würden.

Nachdem wir unser Gepäck hatten fuhren wir zum Hotel Taj Ganges, wo wir unsere Zimmer belegten und gleich wieder zu einer Stadtrundfahrt abgeholt wurden.

Varanasi, von den Engländern Benares genannt, erhielt seinen Namen von den beiden Flüssen Varuna und Assi, zwischen deren Mündung in den Ganges der alte Ortskern liegt.

Die Stadt wurde bereits vor 3000 Jahren erwähnt und ist somit eine der ältesten Städte der Erde.

Sie ist die wichtigste der sieben heiligen Städte der Hindus.

Unser Reiseleiter sprach nur englisch, und ich wurde gebeten, an den beiden Tagen hier für die Übersetzungen zu sorgen.

Wir fuhren durch die Stadt, wo wir das erste Mal auf unsere Reise auf christliche Kirchen aufmerksam gemacht wurden. Ein Überbleibsel aus britischer Kolonialzeit.

Unser Ziel war die außerhalb der Stadt gelegene Benares Hindu University, die mit ihren 8000 Studenten die größte Universität Indiens ist.

Die Zeit war jedoch mal wieder zu weit fortgeschritten. Es wurde langsam dunkel und wir baten unseren Reiseleiter die Besichtigung zu beenden.

Auf dem Weg zum Hotel fuhren wir noch bei Mehta International vorbei, einer Firma die auf die Herstellung von Seide und Brokat spezialisiert ist.

Hier wurde uns an uraltem Handwerksgerät demonstriert, wie die Stoffe hergestellt werden.

Nach dieser Demonstration ging es in die Verkaufsräume.

Kühle Getränke wurden gereicht und die Show konnte beginnen.

Wie auch schon der Teppichhändler in Delhi, so verstand es der Geschäftsführer hier ebenfalls sehr eindrucksvoll, seine Ware zu präsentieren und zur Schau zu stellen.

Da werden Tagesdecken aus Seide in Patch-Work Art gezeigt, die 14.000,- USD kosten sollen. Wohlgemerkt US-Dollar, nicht D-Mark.

Angeblich handelte es sich hierbei um Stoffe, die von einem Maharaja zurückgegeben wurden, weil er für sie keine Verwendung mehr hatte.

Aber hier gab es auch Dinge für den kleinen Geldbeutel, und Saris, Seidenschals, Brokatbilder usw. fanden einen neuen Besitzer.

Der Tag endete mit einem hervorragenden Essen im Hotel und zumindest die Teilnehmer an der Sonnenaufgangs-Exkursion fielen todmüde in die Betten.

9. Tag 25.10.1993

Varanasi / Khajuraho

Heute hieß es noch einmal früh aufstehen.

Nach dem gestrigen Sonnenaufgang im Himalaya stand heute der Sonnenaufgang am Ganges auf dem Programm.

Der Bus konnte nicht den gewohnten Weg einschlagen. Also stiegen wir aus und liefen hinunter zu den Ghats, den Ufertreppen, am Ganges.

Ghats, Varanasi
Ghats, Varanasi

Hier wurden wir von einem Boot aufgenommen und schipperten Richtung Norden.

Pünktlich, wie bestellt, ging die Sonne auf, und die Treppen füllten sich mit Menschen die hier badeten und ihre Kleider wuschen.

An einigen Stellen rauchten schon die Holzscheite, auf denen später Leichen verbrannt werden sollten.

Rituelle Waschung, Varanasi
Rituelle Waschung, Varanasi

Eine Wasserleiche trieb im Fluss. Abwässer wurden eingelassen.

Und in dieser Kloake wuschen sich die Menschen, ja putzten sich sogar die Zähne mit diesem Wasser.

Unvorstellbar, dass die Leute nicht krank werden. Aber hier versetzt der Glaube wohl Berge.

Es ist nämlich einer der größten Wünsche eines Hindus, hier in Varanasi zu sterben, verbrannt zu werden und seine Asche in den Ganges geschüttet zu wissen. Denn hierdurch entgehen sie dem ständigen Kreislauf der Wiedergeburt.

Aber nicht umsonst ist die Lebenserwartung (Männer 48 Jahre / Frauen 54 Jahre) hier sehr gering.

Ghats, Varanasi
Ghats, Varanasi
Ghats, Varanasi
Ghats, Varanasi

Wir verließen das Boot und drängten uns durch die engen Gassen der Altstadt.

Auch hier wieder Dreck. Die ganze Altstadt eine Kloake.

Einigen reicht's jetzt, was Altstädte angeht.

Nachdem wir einen Blick auf den goldenen Tempel geworfen hatten liefen wir zurück zum Bus und machten uns auf den Weg zur nächsten Sehenswürdigkeit.

Das Barat Mata Mandir ist ein Heiligtum, das der "Mutter Indien" geweiht ist.

Hier fanden wir jedoch an Stelle von Götterfiguren ein großes, aus weißem Marmor gearbeitetes Relief Indiens, das in den Boden eingelassen war.

Vor diesem Hintergrund bekamen wir von unserem Reiseführer noch einige weitere Informationen zur Geschichte und zur Kultur Indiens.

Mulagandha Kuti Tempel
Mulagandha Kuti Tempel

Danach ging es weiter nach Sarnath.

Dieser ca. 10 km nördlich des Zentrums von Varanasi gelegene Vorort wird als Geburtsort des Buddhismus bezeichnet.

Hier hat der erleuchtete Buddha seine erste Predigt gehalten.

Wir besichtigten zuerst einen tibetanischen, dann einen ceylonesischen buddhistischen Tempel.

Die Innenwände des ceylonesischen Tempels sind mit wunderschönen Malereien verziert, die die vier wichtigen Stationen in Buddhas Leben darstellen:

1. ) Die Geburt

2. ) Die Meditation / Die Erleuchtung

3. ) Die erste Predigt

4. ) Der Tod

1. Die Geburt

Buddha wurde 560 v. Chr.* in Lumbini (Nepal) geboren.

Sein weltlicher Name lautete Siddharta Gautama,

Er war ein Prinz und angehöriger einer hinduistischen, kriegerischen Kaste, der Kshatriya-Kaste.

Im Alter von 29 Jahren, inspiriert durch ein Erlebnis bei einem Ausritt, entsagte er dem prunkvollen Leben als adliger Thronfolger um als Asket in die Welt zu ziehen.

 

2. Die Meditation / Die Erleuchtung.

Sieben Jahre lang lebte er in ärmlichsten Verhältnissen bis er erkannte, dass auch diese Lebensweise nicht der Weisheit letzter Schluss war.

Unter einer Pappelfeige, die heute als Bodhi-Baum (Baum der Weisheit) verehrt wird, nahe dem Ort Bodhgaya sitzend und meditierend erlangte er die Erleuchtung.


3. Die erste Predigt

Angeblich 2 Monate nach seiner Erleuchtung soll Buddha im Jahre 525 v. Chr.* in Sarnath seine erste Predigt gehalten haben. Diese Predigt vor 5 seiner Anhänger (Mönche / Asketen) ist auch als Hirschpredigt bekannt, weil sie im Hirschpark von Sarnath stattfand.

 

4. Der Tod

Angeblich starb Buddha im Jahre 483 v. Chr.* im Alter von 80 Jahren in Kushinagar.

Als Grund für seinen Tod wird seine schwache körperliche Konstitution angegeben, die dann einer Lebensmittelvergiftung nichts mehr entgegenzusetzen hatte.

 

* Die hier verwendeten Jahreszahlen bezüglich des Lebens Buddhas sind umstritten. Die Berechnungen dieser Jahreszahlen gehen auf Chroniken zurück, in denen ein Abstand von 218 Jahren zwischen dem Tod Buddhas und der Herrscherweihe Ashokas überliefert ist.

Neuere Forschungen stellen diese Datierung jedoch in Frage. Momentan diskutiert man Datierungsvorschläge, die alle um Jahrzehnte später liegen, als die herkömmlichen Annahmen.

Nach der Besichtigung hier in Sarnath ging es zurück zum Hotel. Unterwegs hielten wir an um zu Mittag zu essen. Im Hotel hieß es dann packen.

Nachdem wir uns frisch gemacht hatten ging es zum Flughafen und weiter mit dem Flugzeug nach Khajuraho.