Grabmal des Humayan
Grabmal des Humayan

1.Tag 17.10.1993

Frankfurt / Neu Delhi

 

Am Flughafen Frankfurt herrschte schon erste Verwirrung, da niemand die genaue Flugroute wusste.

So war z.B. im Flughafen das Ziel Bombay angegeben, wo es doch eigentlich nach Neu Delhi gehen sollte.

Wir sind letztendlich via Paris, wo noch einige niederländische und französische Passagiere zustiegen direkt bis Delhi geflogen.

Die Flugzeit betrug ca. acht Stunden.

Endlich angekommen wurden wir mit den Einreiseformalitäten konfrontiert.

Das Einreiseformular musste ausgefüllt werden und damit ging es an den Schalter.

Als der Beamte unsere ganze Gruppe sah, deutete er mit einer Handbewegung an,

wir mögen uns auf die anderen Schalter verteilen, was jedoch wegen des Gruppenvisums nicht möglich war.

Als der Beamte das merkte, stand er kurzerhand auf, ließ uns stehen

- und ward nicht mehr gesehen -

Schließlich erbarmte sich nach geraumer Zeit ein anderer Beamter und fertigt die Gruppe ab.

Nun waren wir auch offiziell angekommen.

Außerhalb des Flughafens wurden wir mit Blumenkränzen begrüßt.

Wir fuhren zum Hotel Vasant Continental, bezogen dort unsere Zimmer und wurden sofort zur ersten Sightseeing-Tour abgeholt.

Lahore Gate, Rotes Fort, Neu Delhi
Lahore Gate, Rotes Fort, Neu Delhi

Zuerst besichtigten wir das "Red Fort" im Stadtteil Old Delhi.

Diese Festung wurde zwischen 1639 und 1648 erbaut.

Wir betraten das Fort heute durch das Lahore Gate.

Es schließt sich eine kurze Basarstraße an, bevor man durch einen Torbogen einen ersten Blick auf Diwan-i-Am, die Halle der öffentlichen Audienzen, hat.

Links an dieser Halle vorbei gelangt man auf eine große Freifläche, auf der früher ein Garten angelegt war.

Heute findet man hier Stuhlreihen, auf der die Besucher der

Sound- and Lightshows dieses Schauspiel genießen können.

 

Diwan-I-Kas, Rotes Fort, Neu Delhi
Diwan-I-Kas, Rotes Fort, Neu Delhi

Geradeaus erblickt man "Diwan-i-Khas, die private Audienzhalle.

Hier hat der legendäre Pfauenthron gestanden.

Dieser Thron aus purem Gold und den größten Edelsteinen der Welt wurde von den Persern gestohlen und diente noch bis in unsere Zeit dem damaligen Schah Resa Pahlevi als prunkvolles Sitzmöbel.

Über den Eingang der Halle ließ der Erbauer dieses Palastes, Shajahan, in einer Marmorplatte die Worte:

"Wenn es ein Paradies auf Erden gibt, so ist es hier"

eingravieren.

Einlegearbeiten an den Marmorsäulen
Einlegearbeiten an den Marmorsäulen

Einige erhaltene Einlegearbeiten an den Marmorsäulen lassen erahnen, wie prunkvoll es hier einmal ausgesehen haben muss.

Die Briten haben jedoch während ihrer Anwesenheit den größten Teil der Edelsteine, Halbedelsteine, des Goldes und des Silbers weggeschafft.

Die Halle der privaten Audienzen ist eingerahmt vom Haman, den Bädern, auf der einen Seite und den Rang Mahal, dem Farbenpalast der Frauen auf der anderen Seite.

Moti Masjid
Moti Masjid

Links ist eine kleine Moschee, die Moti Masjid, zu sehen.

Es handelt sich um eine kleine, ja fast zierliche Moschee, die sich nahtlos in die Architektur einpasst, ohne als Störfaktor zu erscheinen.

Ihre heute weißen Kuppeln sollen früher einmal vergoldet gewesen sein.

Nachdem wir das Red Fort verlassen hatten machten wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Programmpunkt, dem Rajghat.

Dieses Grabmal des "Vaters der Nation", Mahatma Gandhi ist eine schlichte schwarze Marmorplatte, deren Besuch man sich eigentlich schenken kann.

Für die Inder ist es jedoch ein religiöser Mittelpunkt.

Lakshmi Narayan Tempel
Lakshmi Narayan Tempel

Als nächstes stand ein Besuch des Lakshmi Narayan Tempels auf dem Programm.

Dieser Hindu-Tempel wird auch Birla-Tempel genannt.

Wir stellten den Bus etwas abseits des Tempels ab und mussten noch ein Stück zu Fuß gehen.

Auf dem Weg lungern Schlangenbeschwörer und sonstige Gaukler herum, in der Hoffnung auf ein Bakschisch.

Die 1939 von Mahatma Gandhi eingeweihte Tempelanlage ist der Glücksgöttin Lakshmi und ihrem Mann Narayan geweiht.

Der Tempel beeindruckt durch seine Größe sowie die schönen Figuren und Bilder an den Wänden.

Ich musste leider feststellen, dass ich keinen Film in der Kamera hatte.

Mal sehen, ob die Möglichkeit besteht, das Gesehene noch einmal zu fotografieren.

Auf dem Rückweg hatte der Bus eine Panne, die aber bald behoben wurde.

Die Händler am Fort und am Tempel erschienen mir jetzt schon ziemlich lästig.

Ich war echt gespannt, wie das wohl weitergehen würde.

Es lag Smog über der Stadt. Eine Abgasverordnung schien es hier nicht zu geben.

Wieder im Hotel angekommen nahmen wir noch gemeinsam das Abendessen ein und begaben uns zu Bett.

2. Tag 18.10.1993

Neu Delhi

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück besichtigten wir heute zuerst das Regierungsviertel von Delhi.

Prachtstraße im Regierungsviertel
Prachtstraße im Regierungsviertel

Wir bestaunten die Exerzierstraße, auf der einmal im Jahr, am Republic-Day, dem Nationalfeiertag Indiens die größte Militärparade Asiens stattfindet. Die in der Verfassung verankerte Staatsform Republik gab dem Feiertag seinen Namen.

Wir fuhren weiter zum anderen Ende der Prachtstraße, zum India Gate.

Dieser Torbogen wurde für die 70.000 gefallenen indischen Soldaten erbaut, die während des ersten Weltkrieges in Dienste der Briten gefallen sind.

Vom India Gate aus fuhren wir weiter zum Grabmal des Humayan.

Unterwegs fiel auf, dass hier in Indien sehr viele Symbole wir Hakenkreuze und Davidstern zu sehen sind.

Unser Reiseleiter erklärte uns, dass diese Symbole hier jedoch eine ganz andere Bedeutung haben als bei uns.

Das Hakenkreuz wird in Sanskrit Svastika genannt und bedeutet „Glücksbringer“. Svastikas existieren in Indien bereits seit mehr als 5000 Jahren.

Der Davidstern, ein durch zwei ineinandergeschobene Dreiecke gebildeter sechszackiger Stern (Hexagramm) ist ein Symbol das bei vielen Völkern vorkommt. Erste Aufzeichnungen findet man im Indien des 700 bis 800 vor Christus.

In der indischen Mythologie stehen die beiden Dreiecke die Vereinigung der Gottheiten Kali und Shiva und symbolisieren so die Aufrechterhaltung des Universums.


Aber zurück zum Grabmal des Humayan.

Grabmal des Humayan, Neu Delhi
Grabmal des Humayan, Neu Delhi

Dieses Grabmal wurde 1556 in 18jähriger Bauzeit für den Mogul-Kaiser Humayan von seiner Witwe errichtet.

Das Mausoleum aus rotem Sandstein mit vielen Marmoreinlegearbeiten verziert, wird von einer Kuppel aus weißem Marmor überdacht.


Die Gesamthöhe des Bauwerks beträgt ca. 43 m.

Es gilt als architektonischer Vorgänger des berühmten Taj Mahal in Agra, welches 75 Jahre später erbaut wurde.

Als nächsten Programmpunkt sahen wir uns das Qutb Minar an.

Dieser über 70 m hohe Turm, dessen Durchmesser unten 14,5 m beträgt und sich nach oben bis zu einem Durchmesser von 2,5 m verjüngt, wurde um das

Jahr 1225 n.Chr. fertiggestellt.

Er galt sowohl als Siegessymbol der Moslems über die Hindus, als auch als Minarett der nebenan liegenden Quwwat-ul-Islam-Mashid, der Moschee der Macht des Islam.

Trotz seiner Anfang des 19. Jahrhunderts durch ein Erdbeben davongetragenen

Beschädigungen im oberen Teil, gilt das Qutb Minar auch heute noch als vollkommenster Turm der Welt.

Im Hof der oben genannten, um 1193 aus 27 abgerissenen Hindu- und Jain-Tempeln erbauten Moschee besichtigten wir die Iron Pilar.

Diese Säule aus dem 14. Jahrhundert besteht zu 99,75% aus reinem Schmiedeeisen und ist absolut rostfrei.

Man soll ein glücklicher Mensch sein, wenn man sie so rückwärts umfassen kann, dass sich die Finger berühren.

Einige von uns haben es probiert.

Diese Glücklichen.

Auf der anderen Seite der Moschee gegenüber dem Qutb Minar wollte um ca. 1310 bis 1315 ein anderer Herrscher einen noch größeren, noch höheren Turm

errichten.

Sein Sohn ließ die Bauarbeiten jedoch nicht fortsetzen, weil er dieses Bauwerk als reine Verschwendung ansah.


Mit diesem Programmpunkt waren die Besichtigungen für den heutigen Tag erledigt.

Endlich ging es jetzt zum Shopping.


Wir wurden zu den Verkaufsräumen einer Firma gefahren, die Kleidungsstücke aus Kashmir-Wolle und Teppiche aus Kashmir-Seide anbot.

Die Leute dort verstanden es sehr gut, ihre Ware zu präsentieren.

Der Erfolg blieb nicht aus - einige Teppiche wechselten den Besitzer.

Ob es am guten Tee lag, der uns hier serviert wurde?

Zurück im Hotel trafen wir auf unsere zweite Gruppe.

Einige kannten sich untereinander und man begrüßte sich mit großem Hallo.

Später fuhren wir mit der zweiten Gruppe erneut nach Old-Delhi.

Wir hatten etwas Zeit zur freien Verfügung.

Der Bus war bis auf den letzten Platz besetzt und einige von uns mussten stehen oder sich auf den Boden setzen.

Einige von uns sind noch einmal ins Red Fort gegangen um zu fotografieren.

Danach schlenderten wir auf eigene Faust durch den Basar von Old Delhi.

Das bunte Treiben war sehr sehenswert.

Prozession, Neu Delhi
Prozession, Neu Delhi

Und dann -plötzlich war die Straße abgesperrt-.

Von weitem war Musik zu hören.

Wir drängten uns durch wartende Menschen so nah wie möglich an die Absperrung heran und sahen eine vorbeiziehende Hindu-Prozession.

 

Bunte geschmückte Wagen auf denen verkleidete und geschminkte, maskierte Leute mitfuhren wechselten sich mit Musikkapellen ab.

Ein Hauch von Karneval, hier, mitten in Indien.

Für die Inder jedoch eine zutiefst religiöse Angelegenheit.

Wir standen in fünfter oder sechster Reihe.

Ein Rikscha-Fahrer gab mir die Gelegenheit mich auf sein Gefährt zu stellen, um so ungehindert zu fotografieren.

Als die Prozession vorbei war und sich die Menschenmenge aufgelöst hatte gingen wir noch einige Schritte weiter über den Basar.

Dann war es Zeit sich auf den Rückweg zum Hotel zu machen.

Mit einem Taxifahrer handelten wir einen Preis aus und los ging es.

Einer Abgasvergiftung nah erreichten wir das Hotel.

 

Hier wartete eine schlechte Nachricht auf uns.

Werner, der Leiter unserer Gruppe, bat mich, bei einem Gespräch mit dem Geschäftsführer von Marco Polo Reisen, dem örtlichen Reiseveranstalter zu übersetzen.

So bekam ich aus erster Hand mit, dass für den morgigen Flug nach Kathmandu nur 24 der 26 Tickets bestätigt sind.

Es hatte den Anschein, als benötige der Herr vom Reiseveranstalter noch einige Dollars, um die Angelegenheit in unserem Sinne zu klären.

Nachdem wir zu erkennen gegeben hatten, dass wir mit ihm zusammenarbeiten würden, sagte auch er zu, alles in seiner Macht stehende zu tun, um die Gruppe nicht

auseinanderzureißen.

Beim gemeinsamen Abendessen musste Werner dann Farbe bekennen.

Ich wollte jetzt nicht in seiner Haut stecken.

Wie erzähl ich's meinem Kinde (meiner Gruppe)?

Es machte sich eine ziemlich schlecht Stimmung breit, nachdem Werner die Probleme geschildert hatte.

 

Ich erklärte mich mit einem anderen Mitglied der Gruppe bereit, einen Tag länger in Delhi zu bleiben um dann mit der zweiten Gruppe nach Nepal nachzukommen.

Nach reiflicher Überlegung war dies jedoch wegen des Gruppenvisums nicht möglich.

Blieben also nur noch die drei Personen mit Einzelvisum, um eventuell in die Bresche zu springen.

Ich glaube, an diesem Abend sind wir alle mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Magengegend ins Bett gegangen.

Ich habe jedenfalls ziemlich schlecht geschlafen.

Und das hat mit Sicherheit nicht nur am Lärmpegel von der im Hotel stattfindenden Hochzeit gelegen.

Und auch die Tanzveranstaltung im Garten des Hotels, die dort von einem Unternehmen für seine Mitarbeiter gegeben wurde war nicht allein schuld an diesen Schlafstörungen.

 

 

Kofferanhänger Vasant Continental, New Delhi
Kofferanhänger Vasant Continental, New Delhi

An dieser Stelle nun einige Worte zu unserem Hotel:

Das Vasant Continental liegt etwas außerhalb Delhis.

Daher hatte man zu den Sehenswürdigkeiten einen ziemlich weiten Anfahrtsweg.

Es war ein sauberes, gut geführtes Haus, mit gutem Service.

Das Essen war sehr schmackhaft, sowohl am Büffet, als auch im Restaurant mit Bedienung.

Empfehlung: Linsengemüse mit Reis.

Wenn doch nur nicht die Mottenkugeln auf den Abflüssen im WC lägen.

Diesen Geruch bekommt man nicht aus den Zimmern heraus.